Rohmaner-Ulrichseer Rundbrief im Advent 2018
Gedicht zum neuen Jahr
Ein bißchen mehr Friede und weniger Streit,
Ein bißchen mehr Güte und weniger Neid,
Ein bißchen mehr Liebe und weniger Haß,
Ein bißchen mehr Wahrheit - das wäre doch was!
Statt so viel Unrast ein bißchen mehr Ruh',
Statt immer nur Ich ein bißchen mehr Du,
Statt Angst und Hemmung ein bißchen mehr Mut
Und Kraft zum Handeln - das wäre gut!
Kein Trübsal und Dunkel, ein bißchen mehr Licht,
Kein quälend Verlangen, ein bißchen Verzicht,
Und viel mehr Blumen, solange es geht,
Nicht erst auf Gräbern - da blüh'n sie zu spät!
von: Peter Rosegger
Liebe Rohmaner und Ulrichsseer Heimatfreunde
Viele von Euch haben bestimmt schon auf den neuen Adventbrief gewartet.
In diesem Jahr haben wir den Rohmaner-Ulrichseer Rundbrief zum ersten Mal online verschickt. Damit wollen wir den
Arbeitsablauf verkürzen und die stetig steigenden Versandkosten begrenzen. Allen unseren Heimatfreunden die über keinen
Internetanschluß verfügen werden wir auch in Zukunft den Adventtbrief auf dem Postwege zukommen lassen.
Wir grüßen Euch in dieser vorweihnachlichen Zeit mit einem Gedicht von Peter Rosegger.
Peter Rosegger(eigentlich Roßegger; * 31. Juli 1843
in Alpl, Steiermark, Kaisertum Österreich; † 26. Juni 1918 in Krieglach, Österreich-Ungarn) war ein österreichischer
Schriftsteller und Poet. Die Schreibweise seines Namens Roßegger änderte er in Rosegger, als seine ersten Veröffentlichungen
erschienen, da es in seiner Heimatgegend fünf Peter Roßegger gab, von denen einige nicht mit ihm verwandt waren und mit
denen er nicht verwechselt werden wollte. Bis etwa 1893 veröffentlichte er unter dem Namen P. K. Rosegger, erst seither
scheint er den Rufnamen Peter vorgezogen zu haben. Einmal verwendete er auch das Pseudonym Hans Malser.
Peter Rosegger wurde am Kluppeneggerhof in Alpl als das Älteste von sieben Kindern des Waldbauern
Lorenz Roßegger und dessen Ehefrau Maria geboren. Da in Alpl kein Schulzwang bestand, gab es viele Analphabeten.
Auch sein Vater war Analphabet, so lernte der Bub viel von der Mutter. Er erfuhr nur einen beschränkten Schulunterricht.
Ein Lehrer, der aufgrund seiner Sympathien für die Märzrevolution durch den konservativen Pfarrer von der Schule
verwiesen worden war, wurde von den armen Bauern aufgenommen und unterrichtete einige Bauernkinder, darunter auch
Peter Rosegger.
Die Eltern wollten den Sohn zwar Pfarrer werden lassen, doch das Studium erschien als zu kostspielig.
Weil er körperlich zu schwach war, Bauer zu werden, begann er als 17-Jähriger bei einem Wanderschneider in Sankt Kathrein
am Hauenstein die Lehre. Er zog auf seiner Stör von Hof zu Hof und lernte dabei Leute und Bräuche kennen.
Jakob Eduard Schmölzer ermunterte den jungen Rosegger, dabei vor allem Volkslieder, die er zu hören bekam, aufzuschreiben.
Viele der mündlich tradierten Lieder und Geschichten konnten so bis heute erhalten bleiben. Rosegger hatte als
Störschneiderlehrling nur ein schmales Einkommen, mit dem er Bücher zu kaufen begann, anfangs hauptsächlich Dorfgeschichten.
Bald darauf begann Rosegger selbst zu schreiben.
Mit einer besinnlichen Erzählung von Dora Schlatter 1855 - 1915, möchten wir euch heute in die
Adventzeit und in das neue Jahr begleiten.
Wer hat die größte Freude?
"Mutterli, jetzt kommt er, Mutterli, er ist da!" rief Trudchen mit
schmerzbebender Stimme. Es hatte den Schritt des Doktors auf der Treppe gehört. Seine feinen, geschärften Ohren hatten sich
gewöhnt, jeden Schritt zu kennen und die Persönlichkeit, die nahte, zum Voraus beim Namen zu nennen. Ach, alle Tage kam der
Schritt, der Trudchens Gesicht schneeweiß und das kleine Herz schneller pochen machte. Seit Monaten hörte es diesen Schritt
kommen und gehen. Seit Monaten lag Trudchen an einem bösen Hüftleiden im Bette, hörte nur von ferne das Rufen der
Gespielen auf der Straße und im Garten und litt geduldig und still seine immer steigenden Schmerzen.
Heute aber brach es in krampfhaftes Weinen aus. Der Arzt hatte ihm eine
gründliche Untersuchung der Wunde verheißen, und Trudchen wusste, was das bedeutete. "Sei tapfer, Kind, bitte, sei tapfer",
versuchte die Mutter zu trösten, der das Weh und die Not des Kindes tief ins Herz schnitt. "Es ist bald vorbei, und noch
immer bist du mein tapferes Trudchen gewesen!" Es war noch lange nicht das letzte Mal, dass Trudchen tapfer sein musste.
Es folgte noch ein langes, langes Liegen und Warten. "Mutterli, warum kann ich nicht sein wie andere Kinder?" fragte die
schwache, zitternde Stimme immer wieder. "Und wenn ich nicht sein kann wie andere Kinder, warum nimmt mich der Heiland nicht
in den Himmel?"
Ungezählte Male versuchte die arme, mitleidende Mutter die "Warum?" alle
zu beantworten, oder wenigstens zu beschwichtigen; aber ihr blieb das Geschick ihres Trudchens selbst ein großes: Warum?
Als sich nach Jahren die Wunde schloss, da war das linke Bein für immer viel kürzer. Trudchen konnte nur mit Mühe gehen,
und wenn man ihr auch mit menschlicher Kunst so viel als möglich zu Hilfe kam, es blieb ein unermessliches Bleigewicht an
den Flügeln des jungen, geistig so lebendigen Kindes. Es schaffte sich seine eigene Welt. Wenn es auf seinem Stuhl lag,
müde von den kurzen Marschversuchen, vertiefte es sich in seine Bücher, in seine Geschichten und Lieder; aber der
schmerzliche Schrei des Herzens: "Warum kann ich nicht sein wie die andern?" ging mit ihm, wuchs mit ihm auf und brachte
ihm viel heiße Tränen.
Einst fand die alte, gute Rosel, das treue Kindermädchen der Familie, das
alle kannte und von allen geliebt wurde, Trudchen in heftigem Schluchzen. Eben hatte die ganze Familie, die Eltern mit den
fröhlichen Brüdern und Schwestern das Haus verlasse, und ihre Stimmen verhallten in der Ferne; sie machten einen Ausflug auf
den nahen Berggipfel, der grün und tannenbewaldet aus der Ebene ausragte; von dort aus wollten sie hinausschauen zu den
weißen Alpen, die groß und herrlich wie ein majestätischer Kranz am Horizont aufgestellt erschienen. - Trudchen wäre so gern
mitgezogen. Ihr empfängliches Herz sehnte sich nach all dem Schönen, was die andern dort oben schauen sollten, und die
Gebundenheit an den Stuhl legte sich verzweiflungsvoll auf das junge Herz. So fand Rosel das Mädchen. Leise rückte sie einen
Stuhl neben Trudchen und wartete still, bis das Schluchzen kürzer und kürzer wurde und langsam verstummte. Rosel war eine
fromme, innige Seele, die ihr Leben lang vor dem Heiland gelebt hatte, froh in seiner Gemeinschaft und dankbar selig in seiner
vergebenden Liebe. Viel gesprochen hat sie nicht, aber stets mit dem Unsichtbaren in lautlosem, anbetendem Verkehr gestanden.
Jetzt erwartete sie, dass Trudchen zuerst reden würde. Fast hätte sie sagen können, in welche Worte nun der Jammer sich
kleiden würde, und richtig, es kam auch: "Ach Rosel, warum kann ich denn nicht sein wie die andern? Warum hat mir der
liebe Gott alles genommen?" Mit ruhiger Stimme fing nun Rosel an zu trösten: "Alles genommen, Trudchen? Nein, vieles,
aber nicht alles. Und weißt du was ich glaube?" "Meinst du?" fragte Trudchen zweifelnden Tones, "o, ich kann mir nicht denken,
was mir der liebe Gott geben könnte."
Das Gespräch hatte seine beruhigende Wirkung getan. Trudchen nahm ruhiger
ihr Buch. "Rosel, willst du zuhören, wenn ich dir vorlese?" Rosel wollte das wohl und holte ihren dicken Strickstrumpf.
Trudchen las furchtbar gern vor, und heute war die Geschichte gar zu schön; es war Ottilie Wildermuts schöne Geschichte
vom braunen Lenchen. Im Lesen vergaß Trudchen ihre Tränen und all ihren Kummer.
Viele Jahre waren vergangen. Der unvergleichlich schöne Herbst lockte noch
Scharen von Wanderer und Reisenden in die Berge. Da der große Touristenstrom immer dichter die Abhänge überflutete, immer
kecker vordringt auf die unzugänglichen Höhen, da keine Wand mehr zu steil und kein Grat zu schroff ist, es setze sich denn
ein fremder Fuß darauf, - seither suchen die eingeborenen Kinder des Landes die einsamsten Tallöcher, die menschenvergessensten
Alpen auf, um doch noch ungestört hineinzuschauen in die Herrlichkeit der Berge; denn Schöneres gibt es nicht, als wenn sie
so dastehen, die Hörner und die Zacken, bestrahlt und beleuchtet vom Gold der steigenden oder sinkenden Sonne. So nahte sich
auch am lichten Herbstabend eine fröhliche Gesellschaft von schwatzenden und scherzenden jungen Leuten einer einsamen Hütte
am Ausläufer eines namhaften Gebirgsstockes. Es war die "Lushütte", die eine weite saftige Alp beherrschte. In ihr sollte
die Nacht zugebracht werden, damit man am frühen Morgen den herrlichen Aussichtspunkt besteigen könnte. Die Besitzerin der
Lushütte, eine behäbige, wohlbeleibte Frau in mittleren Jahren, trat unter die Tür und besah sich die anrückende Gesellschaft.
"Na, 's sind ihrer etwa zehn; wird eng werden im Heu. Und was stoßen sie erst noch in ihrer Mitte vor sich her? Richtig, 's
ist noch eine Jungfer, nur ist sie kleiner als die andern, es fehlt ihr was , sie geht lahm!" Wer hätte gedacht, dass
Trudchen einmal eine Bergpartie mitmachen würde! Hätte man es ihr vor zehn Jahren gesagt, sie hätte geseufzt und gemeint:
"So was Schönes wird nie geschehen!" Und jetzt nahte es wirklich und wahrhaftig! Von Brüdern geführt und geschoben, kam sie
auf die einsam gelegene Lushütte zu. Das Fußwerk tat ganz ordentlich seinen Dienst. War's auch mühsam, sie kam doch voran!
Und wie leuchtete ihr schmales Gesicht, wie strahlten die Augen, als es oben stand und auf die weiten weißen Bergreihen blickte,
die in ungeahnter Schönheit vor ihm aufgepflanzt lagen. Trudchen fand nicht Worte genug, das Entzücken zu benennen, das ihre
Seele füllte. Mit verschlungenen Händen schaute sie hinaus, und wer deutlich in ihrem Gesichte hätte lesen wollen, der hätte
etwas wie Anbetung dort entdeckt.
In aller Morgenfrühe, als die Sternlein von ihrem Ritt noch nicht müde waren,
zog die junge Schar der Höhe zu. Gertrud fühlte, dass ihr Bein von der gestrigen Wanderung schmerzte, zog es daher vor, in
der Hütte die Rückkehr der andern abzuwarten. sie hatte ja schon so viel Schönes gesehen und verlangte nicht nach mehr. So
dass sie denn friedlich vor dem hölzernen Tisch an der Sonnenseite der Hütte und ließ sich die schaumige Bergmilch herrlich
schmecken. Immer wieder glitt ihr Blick träumend und sehnsuchtsvoll über die Herrlichkeit, und aus ihrer Brust stieg es wie
ein mächtiges Atmen."Es ist zu schön bei Ihnen", rang es sich über Gertruds Lippen, als die Besitzerin der Hütte zu ihr trat.
"Ja, schön ist's, sagte sie ruhig, "ich weiß nie, wann's am schönsten ist, ob im Sommer oder im Winter." "Sind sie auch im
Winter hier oben?" lautete die erstaunte Gegenfrage, "da muss es einsam sein." "Einsam wohl, aber auch schön, wenn alles weiß
schimmert, von hier aus bis zu den Bergen am Himmelblau, das ist dann ein Duft und ein Glanz, man weiß fast nicht, wohin zuerst
schauen!"
Gertrud saß eine Weile still. Ihr inneres Auge sah die Alm im schneeigen
Glanze; aber mehr als von der Schönheit war sie von dem Gedanken an die unsägliche Einsamkeit ergriffen."Aber da kommen Sie
ja wochenlang nicht ins Tal, und Niemand kommt zu Ihnen? Wovon leben sie denn?" "Ei, von Milch und Käse und Butter! Wir haben
den Stall voll junger Rinder; die ziehen wir auf. Der Ertrag der Alp ist
groß und reicht weit, und im Frühjahr zieht ein Teil weiter bergauf oder talab. Ich finde es sei nichts Schreckliches, da
oben zu bleiben, sondern etwas Schönes; übrigens sind drei Brüder bei mir und meine Anneli! Anneli!" rief dann die Frau in die
Hütte, und bald erschien ein etwa sechsjähriges, frisches, rosigbackiges Mägdelein, das sich bei der genierlichen Vorstellung
hinter die Schürze der Mutter verstecken wollte. "Tu nicht ungeschickt", mahnte diese, "sieh, die Jungfer reicht dir die Hand!"
Als das Kind wieder verschwunden war, setzte sich die Frau neben Gertrud. Lange betrachtete sie ihre schmalen, bleichen Züge
mit dem großen, braunen Auge, das so feucht schimmerte. Es ging etwas wie Bedauern durch die Seele der Frau. "Sag warum gehst
du lahm?" fragte sie dann unvermittelt, "was hast du gemacht?" Gertrud fuhr ein wenig zusammen. Eigentlich wollte sie heute
an dem schönen Morgen sich nicht an das Bleigewicht ihres Lebens erinnern lassen, aber das Gesicht der Wirtin blickte so
gutherzig, dass sie lächelnd eine kurze Geschichte ihres Jugendleidens zum besten gab.Der Ausdruck der Zuhörerin wurde immer
bedauerlicher. "Und bist du nicht sehr traurig, dass du das haben musst?" "Traurig? Eigentlich nicht mehr oft, nur noch
manchmal, aber wenn ich nicht alles im Leben genießen kann, so habe ich dafür um so mehr Freude an dem, was mir Gutes in den
Weg gelegt wird. Mein Bein hat mich vieles gelehrt, was ich ohne dasselbe nie gelernt hätte, und was die andern nicht sehen
und fühlen!" "So, so, dann ist's schon recht", sagte die Frau und schloss die Unterhaltung, da sie
merkte, Gertrud wollte gern noch ein wenig mit der Herrlichkeit vor ihr allein sein. Sie stützte dann auch ihren Kopf in die
Hand und schaute und schaute unverwandt auswärts, als wollte sie das Bild fest in ihre Seele prägen. O, dass sie das schauen
durfte! Ihre Seele war voll Dank.
Der Winter von 1895 war außergewöhnlich milde. Im Dezember war es noch wie
liebliches Frühlingswetter; erst gegen die Christtage zu deckte den leicht gefrorenen Boden eine weiche, weiße Schneedecke.
Allerdings war diese dichter, je höher es den Bergen zuging, aber dafür lachte dort auch ungetrübter heller Sonnenschein,
so dass man nur zu staunen und zu schauen hatte. Die Lushütte lag still und lautlos, der einzige braune Fleck auf der
weißen Fläche. - "Es ist heute der 24. Dezember", sagte die Frau zu Hannes. "Drunten feiern sie das Weihnachtsfest. Ich denke
wir machen heute einen mächtigen Eierkuchen, dass man auch etwas merkt, dass Festtag ist." Anneli war gar sehr einverstanden
mit dem Festgedanken. Sie kannte kein anderes Feiern; dass es anderswo Christbäume gab und Lichter und Geschenke, davon hatte
sie keine Ahnung. Ihr war der Eierkuchen ihr schönster Festgedanke, und in seiner Erwartung war sie glücklich. Kein Ton der
vielen Glocken, die in der Welt draußen die Christnacht verkündeten, drang empor zur stillen Hütte, und leise nur verhallte
Annchens jubelndes Lachen in der majestätischen Einsamkeit.
Der Weihnachtstag strahlte über den Berghäuptern in nie dagewesener Pracht.
Fast vermochte die Sonne ein grünes Fleckchen an der Sonnenseite der Hütte hervorzuzaubern, und die jungen Tiere im Stall waren
besonders unruhig, als witterten sie Frühlingsnähe. "Du, Hannes", rief da die Frau laut durch die offene Türe, "schau doch
einmal ins Tal. Ist's nicht, als stampfe dort ein Mann durch den Schnee?" Der Hannes sperrte seine Augen weit auf. Unmöglich!
mitten im Winter kommt niemand auf unsere Höhe!" Und doch kam's ihm so vor, als bewege sich ein schwarzer Punkt voran. Das
war ein Ereignis! Die fünf Bewohner der Hütte standen in gespanntester Erwartung nebeneinander und starrten auf den Pfad
der im Sommer die Touristen zu ihnen heraufführte. Jeder teilte dem andern seine Beobachtung und Vermutung über das Wie und
Woher des nahenden Menschen mit, und alle waren freudig erregt, ein Wesen aus der Außenwelt zu sehen und Neues zu hören von
Markt und Stadt, von Krieg und Wassernot. Der Mann kam näher und näher. Hannes formte aus seinen beiden Hände eine Tuba und
brüllte wie der Uristier: Hollah, hoh! Und wirklich, es kam ein Ton zurück wie ein Hauch nur, und doch eine deutliche Antwort.
"Wahrhaftig, ich glaub', es ist der Peter aus der Krone!" sagte der Hannes, und alle stimmten mit ein. Das war ein
Entgegenkommen, ein Bewillkommen, ein Grüßen und Fragen! "Lass doch den Peter verschnaufen", mahnte die Frau, "drinnen bei
einer Tasse Kaffee soll er warm werden und erzählen. Alles kann er doch nicht auf einmal sagen!"
"Nun, gottlob und Dank! ich bin da!" sagte er und wischte sich den Schweiß
von der roten Stirn, "es war stellenweise ein wenig tief, tiefer als ich gemeint hatte. Aber gestern hat mir der Poostmeister
ans Fenster geklopft und gesagt: "Stell dir vor Peter, da soll unsereiner hinauf zur Lushütte, lieber lass ich's verfaulen
bis zum Frühling". "Ja, was ist's?" Hab' ich da gefragt. "Ein Packet ist's, ein großes, graues, fest verschnürt und ordentlich
versiegelt, ans Anneli auf der Lushütte ist's adressiert, und von Basel kommt es!" Ich hab' mir das Ding dann angeschaut und
gedacht: "Von wegen der alten Kameradschaft willst du's wagen und hinaufsteigen, und da ist nun das Ding!"
Sprachlos schaute Mutter Anneli und klein Anneli auf das graue, unförmige Ding,
das sich vom Rücken des Wandermannes löste. "Ei, wer wollt' uns was schicken? Hab' keine Seele in der weiten Welt und noch
dazu im Winter auf die Alp herauf!" Die Verwunderung nahm kein Ende. Hannes aber fand, gesprochen sei genug über den
Gegenstand; er nahm sein Messer aus der Hosentasche und schnitt den Knoten sorgsam durch, löste die Schnur und dann die Hülle.
Anneli durfte das Papier gar nicht anfassen. Ihm war's, als geschähen Wunder. Sie aber schaute gespannt und gleich verkündete
sein Ruf: "Ein Bilderbuch!" da es den Inhalt scharf erkannt hatte. Die Mutter aber hielt eine weiche, warme, köstliche Jacke
im Arm, konnte sich nicht satt sehen und satt streicheln. Die Männer aber schmunzelten, denn keiner war vergessen, drei
schöne Pfeifen lagen da und herrlicher duftender Tabak dazu. Da schnalzte selbst der Hans laut mit der Zunge, und Peter
meinte: "Es war doch wert, das Ding da herauf zuschleppen!" "Dank, vielen Dank, Peter!" rief es da durcheinander, und die
Hand wurde ihm geschüttelt, als ob er das Christkind in Person wäre.
"Halt, halt, da steht's, wer den Dank verdient", rief dieser kläglich, "lest nur den Brief!" Ja ein Brief! Jeder schob ihn
dem andern zu, bis Peter sich der Sache annahm und berichtete. Der Brief sei von einer Jungfer, die im Herbst auf
der Lushütte so glücklich gewesen sei und die am Christfest, da alles sich freue, der fünf Einsamen gedenke und ihnen
eine Freude machen möchte! "O, das ist gewiss die Jungfer mit dem lahmen Bein!" sagte das pfiffige Anneli, "weißt,
sonst war keine so glücklich!" "Du könntest schon recht haben", sagte die Mutter, "sie hat ja gesagt, sie habe etwas gelernt
in der Krankheit, das nicht jeder lerne. Es wird schon von ihr sein!"
Das war aber ein froher Weihnachtsabend in der Lushütte, so froh, wie noch
keiner gewesen. Peter trank Kaffee und aß wacker Käse dazu, die andern rauchten die neuen Pfeifen an. Anneli besah das
Bilderbuch von hinten nach vorne und umgekehrt. Nur Mutter Anneli war sehr sinnend. Sie hatte einen Gedanken hin und her zu
bewegen, über den sie keine Klarheit fand. So viele Touristen waren zu ihr auf die Höhe gestiegen, manche hatten schon
freundlich mit ihr gesprochen, aber keine hatte je daran gedacht, ihr eine Freude zu machen, nur jene Jungfrau mit dem
schmalen Gesicht und dem lahmen Bein. Sie hatte gesagt, sie sehe manches, was andere nicht sehen. Ob's wohl daher kam?
 Fern in der großen Stadt mit ihren lärmenden Straßen und laut feiernden
Menschenmassen stand eine Einsame am Fenster des freundlichen Schlafstübchens und schaute hinauf zu den Sternen, die ruhig
und klar in ihre Augen blickten. "Ihr schaut auch auf die Lushütte dort oben in der weißen Stille. Ob's mir gelang, eine
Freude hineinzuwerfen in die einsame Hütte? Ob's mir wohl gelang?" Die Sternlein nickten ein fröhliches Ja, und ein
glückliches Lächeln flog über ein schmales Gesicht.
von Dora Schlatter 1855 - 1915
Wieder sind einige unserer Landsleute für immer von uns gegangen:
Seit dem letzten Rundbrief im Dezember 2017 wurden uns nachfolgende Heimatfreunde als verstorben gemeldet.
Dorka Helmut, geboren 23.04.1927, gestorben 17.05.2017, mit 90 Jahren_aus Rohmanen
Cordes Irmgard, geb. Gloddek, geboren 25.01.1929, gestorben 05.01.2018, mit 88 Jahren_aus Rohmanen
Rogalla Walter, geboren 29.11.1936, gestorben 05.12.2017, mit 81 Jahren_aus Rohmanen
Rosowski Willi, geboren 05.01.1933, gestorben 20.04.2017, mit 83 Jahren_aus Rohmanen
Konrad Christel, geb. Opretzka, geboren 12.11.1928, gestorben 01.05.2018, mit 89 Jahren_aus Rohmanen
Rogalla Irmgard, geb. Gusek, geboren 08.07.1934, gestorben 23.09.2018, mit 84 Jahren_aus Rohmanen
Wir trauern mit den Angehörigen (über den Verlust unserer Heimatfreunde)
und wünschen ihnen Gottes Beistand in ihrer Trauer.
Unsere ältesten Ortsbewohner, ab 80 Jahre, möchten wir besonders herzlich grüßen und
freuen uns aufrichtig daß wir sie noch haben dürfen, denn sie sind uns ein Stück lebendige Heimat.
Unsere ältesten Rohmaner:
Milewski Margarete, geb. Fomferra, geboren 20.03.1923
Bahl Hildegard, geboren 09.11.1923
Bork Irmgard, geboren 24.04.1924
Kober Margarete, geb.Tulowitzki, geboren 14.07.1925
Tadday Emmy, geb.Katzmarski, geboren 11.10.1925
Dibowski Walter, geboren 16.10.1925
Schusdziarra Ruth, geboren 19.07.1927
Depold Herta, geb.Gloddek, geboren 15.11.1927
Winnemuth Gertrud, geb.Tulowitzki, geboren 06.10.1928
Bölts Wilma, geb.Fredrichs, geboren 06.05.1929
Ficht Ernst, geboren 28.05.1930
Schröder Ruth, geb.Richter, geboren 15.05.1931
Kiy Günter, geboren 30.06.1931
Fornfeist Erika, geb.Wittkowski, geboren 01.09.1931
Stockmann Irmgard, geb.Bach, geboren 05.09.1931
Schumacher Hanni, geb.Baran, geboren 25.10.1931
Krokowski Ruth, geb.Lojewski, geboren 27.11.1931
Makrutzki Leonore, geboren 03.02.1932
Zgaga Otto, geboren 03.09.1932
Bahl Margarethe, geb.Glinka, geboren 08.09.1932
Plewka Edith, geb. Deptolla, geboren 08.10.1932
Brozio Horst, geboren 08.10.1932
Mahn Erika, geb. Domnik, geboren 10.10. 1932
Wittkowski Helmut, geboren 23.05.1933
Baran Günter, geboren 17.10.1933
Bahl Günter, geboren 26.01.1934
Devalaux Irmgard, geb. Wittek, geboren 15.02.1934
Pietzonka Annemarie, geb. Böder, geboren 14.03.1934
Rosowski Gerda, geb.Zollberger, geboren 09.05.1934
Glitza Klaus, geboren 17.07.1934
Lange Anneliese, geb. Bednarz, geboren 02.09.1934
Gloddek Herbert, geboren 22.10.1934
Brosch Werner, geboren 16.12.1934
Rattay Kurt, geboren 02.01.1935
Brosch Reinhold, geboren 20.03.1935
Ollech Willi, geboren 08.04.1935
Zientarra Anneliese, geb. Deptolla, geboren 04.01.1936
Pastewka Ruth, geb. Opretzka, geboren 09.02.1936
Pietzonka Günter, geboren 08.03.1936
Rosowski Siegfried, geboren 01.07.1936
De Ursel, geb. Lojewski, geboren 09.07.1936
Gloddek Helmut, geboren 13.08.1936
Stößel Erika, geb. Bork, geboren 14.10.1936
Schmielewski Anna, geb. Schönknecht, geb. 01.11.1936
Jäger Gertrud, geb. Schönknecht, geboren 27.11.1936
Reznik Erika, geb. Rosowski, geboren 07.01.1937
Baran Gerda, geb. Kühnast, geboren 02.03.1937
Pogorzelski Liesbeth, geb. Bonk, geboren 23.04.1937
Biella Heinz, geboren 16.06.1937
Landsberg Gisela, geb. Willam, geboren 21.08.1937
Deptolla Günter, geboren 26.12.1937
Pietzonka Harald, geboren, 06.02.1938
Klausing Erika, geb. Leckzik, geboren 08.03.1938
Meyer Ilse, geb. Schönknecht, geboren 19.06.1938
Möller Eve-Marie, geb. Baran, geboren 03. 08.1938
Nowitzki Dieter, geboren 19.09.1938
Brozio Anneliese, geboren 02.11.1938
Opretzka, Johannes, geboren 12.02.1939
Müller Edeltraut, geb. Maczey, geboren 28.02.1939
Walpuski Ursel, geb. Raeder, geboren 15.04.1939
Kremer Inge, geb. Bednarz, geboren 22.06.1939
Schulz Inge, geb. Gloddek, geboren 19.09.1939
Laser Gerda, geb. Fomferra, geboren 29.09.1939
Deptolla Siegfried, geboren 01.10.1939
Miermann Helga, geb. Makrutzki, geboren 21.10.1939
Unsere ältesten Ulrichseer:
Maruska Herta, geb. Tybusch, geboren 27.02.1922
Lippek Fritz, geboren 26.01.1925 (aus Waldpusch)
Wohlgemuth Gertrud, geb. Ijewski, geboren 27.04.1927
Mosdzien Frieda, geb. Mondry, geboren 28.09.1927
Waschulewski Friedrich, geboren 05.05.1928
Zielonka Walter, geboren 21.05.1928
Moselewski Martha, geb. Nistal, geboren 21.05.1931
Jerosch Hildegard, geb. Purz, geboren 20.10.1931
Uhde Grete, geb. Lammek,geboren 08.11.1931
Salewski Liesbeth, geb.Zielonka, geboren 13.11.1931
Brasas Ilse, geb. Gemballa, geboren 23.04.1932
Badorrek Erna, geb.Jerosch, geboren 14,06,1932
Sonnak Heinz, geboren 01.10.1933
Röder Irmgard, geb. Rogalla, geboren 11.05.1934
Jerosch Heinz, geboren 31.05.1939
Am Sonntag dem 28. April 2019 veranstalten wir wieder ein Rohmaner-Ulrichseer Treffen, zusammen mit
Groß Schöndamerau, im Kulturzentrum Herne, am Willi-Pohlmann-Platz, 44623 Herne. Einlaß ab 10:00 Uhr
PS: Bitte jede Anschriftenänderung bzw Sterbefälle an Absender melden.
Es ist wichtig dass alle Anschriftenänderungen oder Sterbefälle gemeldet werden, damit wir die neue Anschrift
im Verteiler eintragen oder bei Verstorbenen aus dem Verteiler entfernen können. Briefe mit einer ungültigen
oder nicht mehr aktuellen Adresse kommen zurück und verursachen unnötige Kosten.
Wir werden auch weiterhin zur Adventszeit unseren Rundbrief verschicken,
damit auch diejenigen, die an unserem Treffen nicht mehr teilnehmen können,
über die Dorfgemeinschaft Rohmanen-Ulrichsee informiert sind.
Allen unseren Landsleuten wünschen wir zum Jahreswechsel viel Glück und Erfolg.
Gottes Segen, seine Bewahrung und seinen Schutz an jeden Tag im neuen Jahr und die Erfahrung, daß er mit uns geht.
Allen unseren älteren Landsleuten, wird die Dorfgemeinschaft, zum 80sten, zum 85sten
und ab dem 90sten Geburtstag jedes Jahr einen persönlichen Glückwunsch zukommen lassen.
Euch allen wünschen wir eine ruhige, besinnliche Adventszeit,
ein schönes und friedvolles Weihnachtsfest 2018,
sowie Gesundheit, Glück und Gottes Segen für das neue Jahr 2019.
>>>Das Organisationsteam der Dorfgemeinschaft Rohmanen-Ulrichsee.<<<