Wintersonne Winterlandschaft

         Rohmaner-Ulrichseer Rundbrief 1990

      Brich an, du schönes Morgenlicht
      Brich an, du schönes Morgenlicht!
      Das ist der alte Morgen nicht,
      der täglich wiederkehret.
      Es ist ein Leuchten in der Fern’,
      Es ist ein Schimmer, ist ein Stern,
      Von dem ich längst gehöret.
   
      Der Himmel ist jetzt nimmer weit;
      Es nah't die sel’ge Gotteszeit
      Der Freiheit und der Liebe.
      Wohlauf, du frohe Christenheit,
      Daß jeder sich nach langem Streit
      In Friedenswerken übe!
   
      Wer ist noch, welcher sorgt und sinnt?
      Hier in der Krippe liegt ein Kind
      Mit lächelnder Gebärde.
      Wir grüßen dich, du Sternenheld:
      Willkommen, Heiland aller Welt,
      Willkommen auf der Erde!
      von Max von Schenkendorf

   


Liebe Heimatfreunde.
Wir grüßen Euch in dieser vorweihnachlichen Zeit mit einem Gedicht von Max von Schendorf, daß Ruhe und Besinnlichkeit in euere Herzen bringen soll.

   Maximilian von Schenkendorf (* 11. Dezember 1783 in Tilsit in Ostpreußen; † 11. Dezember 1817 in Koblenz; vollständiger Name Gottlob Ferdinand Maximilian Gottfried von Schenkendorf, Max von Schenkendorf auch Schenckendorff) war ein deutscher Dichter. Er entstammt der niederlausitzer Adelsfamilie Schenkendorf. Sein Vater war der Kriegs- und Domänenrat sowie Erbherr auf Lenkonischken George Heinrich von Schenkendorf (1744–1813) und dessen Ehefrau Luise von Karrius (1761–1830). Sein Bruder Karl (1785–1813) fiel im Krieg in der Schlacht bei Bautzen. Er hatte noch eine Schwester Caroline Ludovica Euphrosyne (* 5. November 1789).


   Max von Schenkendorf studierte von 1798 bis 1806 Kameralwissenschaften an der Albertina-Universität in Königsberg. In dieser Zeit war er mit dem Medizinstudenten und Lyriker David Assing (1787–1842) befreundet. Danach war er dort im Staatsdienst. Ab 1807 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Vesta. 1809 wurde er in einem Duell verletzt und konnte seine rechte Hand nicht mehr bewegen. 1812 war er in Karlsruhe mit Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817) befreundet. 1813 nahm er als Freiwilliger an den Befreiungskriegen teil, auch an der Völkerschlacht bei Leipzig. Ab 1815 war er für das Militärgouvernement in Aachen und in Köln tätig. Er ließ sich dann Ende 1815 in Koblenz als Regierungsrat nieder. Das Grab Schenkendorfs und seiner Frau befindet sich auf dem Koblenzer Hauptfriedhof.

   Max von Schenkendorf gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der Befreiungskriege. Er schrieb die Texte der Lieder Freiheit, die ich meine (Melodie: Karl August Groos (1789–1861)) und wenn alle untreu werden. Seine Gedichte waren aber auch mystisch durch Juliane von Krüdener (1764–1824) und Henriette Elisabeth Barclay (1774–1840) beeinflusst. Schenkendorf heiratete Frau von Barclay am 15. Dezember 1812. Nach Schenkendorf sind Straßen und Schulen in mehreren deutschen Städten benannt und es wurden Denkmale für ihn errichtet.

Liebe Rohmaner und Ulrichsseer Landsleute

Viele von Euch haben bestimmt schon lange auf den versprochenen Freundesbrief gewartet. Mit einer besinnlichen Erzählung von Alban Stolz, möchten wir euch heute in die Adventzeit und in das neue Jahr begleiten.

Bethlehem
   Der erste Anblick eines Ortes wie Bethlehem macht einen seltsamen Eindruck auf die Seele; es ist, wie wenn plötzlich das Bild, welches schon in der Kindheit der Seele vorgestellt und eingeprägt wurde, aus der innerlichen Vorstellung herausträte und nun zu einer alten Heimat, ja wie ein materiell, Stein gewordener Teil der eigenen Seele; und sie fliegt mit dem Blick grüßend schon von ferne dem mehr nach Bethlehem als nach Jerusalem, weil das neugeborne Jesuskind der Verwandtschaft wegen dem Kinde interessanter uns süßer ist als der sterbende Schmerzensmann auf Golgatha. Bethlehem lag vor uns auf einer Anhöhe, die Gegend ist viel besser angebaut, besonders mit Ölbäumen, als wir es in Palästina bisher gesehen hatten. Es war schon Abend, als wir in die Stadt einritten. Eine große Zahl der Einwohner saß und stand feiertäglich gekleidet umher, denn Bethlehem ist in einer Weise vorherrschend katholisch, wie wohl keine Stadt im Orient. Weil es gerade Ostern war, hatten sie ihre beste, farbenreiche Kleidung an; die Tracht der langen, weiten Gewänder ist sehr malerisch. Noch viel schöner aber war die ungemeine Freundlichkeit, mit welcher uns die Leute empfingen. Große und Kleine grüßten uns teils, teils zeigten sie in sanftem, heiterem Lächeln ihre Freude, dass so viele Christen aus dem Abendlande hierher kommen. Besonders viel mir die Schönheit der Leute auf; sie ist ausgezeichneter und allgemeiner, als ich sie in irgendeinem Ort von Palästina sah.
   Juden dürfen keine in Bethlehem wohnen, gewiss nicht ohne Fügung Gottes, sowie auch in Nazareth nicht. Der Jude hat auch in beiden Orten nichts zu suchen, was für sein religiöses Andenken von großem Wert wäre. Es muss aber dem christlichen Bethlehemiten ein eigentümliches Gefühl geweckt werden durch das Bewusstsein, der leiblichen Abstammung nach denselben Geburtsort mit dem Heiland der Welt zu haben, ein Landsmann von ihm zu sein; auch in dieser Beziehung war mir der Anblick dieser schönen, freundlichen Bewohner von Bethlehem interessant. Bethlehem muss selbst dem Menschensohn in seiner Verherrlichung eine liebreiche Erinnerung von der Erde sein. Dort kamen die Hirten und Weisen, ihm als Kind zu huldigen; die Bewohner von Bethlehem haben nicht wie die von Nazareth und Jerusalem ihn verfolgt; ja die Kinder von Bethlehem waren seinetwegen die ersten Märtyrer. Darum mag über diesem Ort jetzt noch immer ein freundlicher Segen des Herrn ruhen.
   Bevor wir im Kloster einkehrten, wollten wir vorerst den Ort besuchen, wo die Engel ihnen die frohe Botschaft verkündigte. Man steigt etwa 20 Treppen hinab. Ich zweifle nicht, dass dieses der richtige Ort war; denn seit jener Zeit sind gewiss die Christusgläubigen bis auf den heutigen Tag in Bethlehem nicht mehr ausgegangen, weshalb auch die Wissenschaft des Ortes nicht ausgehen konnte, den die Hirten ihren Nachkommen zeigten, dass dort die himmlische Erscheinung zu ihnen gekommen und geredet habe. Später war von der Kaiserin Helena eine Kirche über dieser Höhle erbaut; die Höhle ist geblieben, die Kirche aber längst zerstört; nur Steintrümmer und bis zum Boden abgebrochenes Gemäuer zeigen noch ihren Ort. Ein alter Araber, den ich in seinem Turban für einen Mohammedaner hielt, zündete Lichter an, zeigte uns die christliche Stelle an, uns in lateinischer Sprache vorzubeten das Vaterunser, den Englischen Gruß und den Glauben.

   Es war schon tiefe Dämmerung geworden, als wir uns auf die Rückkehr nach Bethlehem machten, schon leuchteten angezündete Lichter von der Höhe herab; die Stadt sieht kellerartig aus, wie wenn sie aus lauter alten Burgen bestünde. Eine milde, weiche Luft war über das Tal ausgegossen, der reine Himmel funkelte mit seinen stillen Sternen herab, als wollte er uns leise mahnen, auch still zu sein. Da sahen wir, wie wenn die Christnacht aufs neue angebrochen wäre, neben unserem Weg Schafherden lagern und Hirten, die dabei wachten. In Rührung und Freude fühlte es die Seele, Gott zeige uns hier nicht nur den Ort, wo die heilige Nacht, Weihnacht, erschienen ist, sondern wie ein Vater freundlich den Kindern ein schönes Bild zeigt, so ließ uns Gott auch dort Hirten und Herden sehen, ein Bild, wie es in jener Nacht hier ausgesehen hat.

   Als ich noch ein Kind war, erzählte mir zur Weihnachtszeit gewöhnlich ein so genanntes Krippelein die Geschichte des Festes auf anmutige Weise. Alles, was nur eine Kinderphantasie zur hellen Flamme anfachen kann, war da zu sehen: die Engelerscheinungen und der Stern in der Höhe; über den kristallfunkelnden Felsen die Stadt Jerusalem mit ihren Toren, Türmen und Zinnen; unten am Abhang weidende Schafherden; im Talgrund der Stall mit dem Kinde, Maria und Joseph, den anbetenden Hirten und Weisen - und allerlei Volk, Marktleute, selbst Jäger und Wild belebten die Wege, welche sich den Berg hinaufschlängelten. Das war für die Kinderseele. Jetzt wollte mir der gütige Gott in anderer Weise abermals eine Christnacht oder ein lebendiges Andenken daran vorführen, wie es dem reiferen Manne noch mehr Freude wecken musste als einst das Kripplein dem Kinde.

   Wenn es sich hätte tun lassen, allein zurückzubleiben und die Nacht in jenem Hirtental einsam betrachtend zuzubringen, dies hätte gewiss noch viel mächtiger auf die Seele gewirkt als das Übernachten in der heiligen Grabkirche. Denn so heilig daselbst auch die Stätte sind, so sind sie eben doch alle gleichsam unsichtbar geworden durch Überbau und Marmorverkleidung, während jenes Tal noch Wiese ist, und Herden und Hirten dort weilen und Himmel mit seinen Sternen sich darüber wölbt wie vor mehr denn 1900 Jahren, als die Engel ihren Lobgesang dort sangen.

von Alban Stolz 1808 - 1883

Wieder sind einige unserer Landsleute für immer von uns gegangen:
Seit dem letzten Rundbrief im Dezember 1989 wurden uns nachfolgende Heimatfreunde als verstorben gemeldet.

Gesangbuch mit Ähren

Weide Marie, geb. Biella, geboren 31.07.1904, gestorben 06.02.1989, mit 84 Jahren_aus Rohmanen
Klein Käthe, geb. Rogalla, geboren 05.01.1932, gestorben 08.03.1989, mit 57 Jahren_aus Rohmanen
Bednarz Paul, geboren 05.03.1914, gestorben 13.05.1989, mit 75 Jahren_aus Rohmanen
Brosch Friederike, geb. Dikty, geboren 05.06.1902, gestorben 22.08.1989, mit 84 Jahren_aus Rohmanen
Bork Anna, geb. Nikulla, geboren 01.04.1902, gestorben 18.12.1989, mit 87 Jahren_aus Rohmanen
Baschek Emil, geboren 22.03.1906, gestorben xx.xx.1989, mit 83 Jahren_aus Rohmanen
Bednarz Ida, geb. Wengelnik, geboren 14.03.1900, gestorben xx.xx.1989, mit 87 Jahren_aus Rohmanen
Dembek Erika, geboren 14.03.1933, gestorben xx.xx.1989, mit 56 Jahren_aus Rohmanen
Doormann Emilie, geb. Pietzonka, geboren 14.03.1900, gestorben xx.xx.1989, mit 89 Jahren_aus Rohmanen
Pietzonka Hedwig, geb. Bonk, geboren 27.08.1905, gestorben xx.xx.1989, mit 84 Jahren_aus Rohmanen

Wir trauern mit den Angehörigen (über den Verlust unserer Heimatfreunde)
und wünschen ihnen Gottes Beistand in ihrer Trauer.

   

Unsere ältesten Ortsbewohner, ab 80 Jahre, möchten wir besonders herzlich grüßen und freuen uns aufrichtig daß wir sie noch haben dürfen, denn sie sind uns ein Stück lebendige Heimat.
Unsere ältesten Rohmaner:

Kiy Friedrich, geboren 13.12.1896
Grzesny Anna, geboren 19.09.1898
Butzek Martha, geb. Wieczorrek, geboren 09.01.1898
Wank Anna, geb. Grzesny, geboren 19.09.1898
Bieber Auguste geb. Wichert, geboren 15.05.1900
Jaschinski Auguste, geb. Katzmarski, geboren 26.08.1901
Maczey Wilhelm-Karl, geboren 08.11.1901 Adventkranz
Wittkowski Ottilie, geb. Kruska, geboren 16.11.1901
Bork Martha, geb. Kruska, geboren 24.12.1901
Nickel Emma, geb. Pilath, geboren 01.05.1902
Fredrichs Wilhelmine, geb. Grzesny, geboren 15.10.1902
Deptplla Emma, geb. Maxim, geboren 12.10.1903
Przygodda Auguste, geb. Grzesny, geboren 30.06.1904
Rohman Frieda, geb. Glitza, geboren 29.08.1904
Kiy Auguste, geb. Tonk, geboren 22.10.1904
Pietzonka Emil, geboren 14.07.1906
Linka Gustav, geboren 14.04.1907
Raeder Hedwig, geb. Bednarz, geboren 04.12.1907
Linka Marta, geb. Szymanski, geboren 05.02.1908
Rosowski Grete, geb. Cybulski, geboren 20.02.1908
Brosch Gustav, geboren 28.02.1908
Wittek Herta, geb. Bahl, geboren 06.03.1909
Wittek Emma, geb.Bukowski, geboren 19.03.1909
Linka Emma, geb. Witulski, geboren 11.09.1909
Pietzonka Martha, geb. Sengotta, geboren 19.02.1910
Biella Otto, geboren 20.03.1910,
David Frieda, geb. Skrotzek, geboren 29.10.1910
Maczey Ottilie, geb. Koletzki, geboren 03.11.1910
Lekzik Wilhelm, geboren 06.11.1910
Ollech Marie, geb. Bednarz, geboren 10.11.1910
Voges Erna, geb. Makrutzki, geboren 20.11.1910 vier Gläser
König Hedwig, geb. Ollech, geboren 12.03.1911
Both Anna, geb. Radek, geboren 07.06.1911
Jeromin Martha, geb. Biella, geboren 16.07.1911
Poloschek Frieda, geb. Jaschinski, geboren 06.10.1911
Lojewski Hedwig, geb. Schwidder, geboren 29.12.1911

Unsere ältesten Ulrichseer:

vier Kerzen

Lammek Marie, geb. Matzey, geboren 01.02.1898
Kruska Ottilie, geb. Gusek, geboren 29.03.1899
Waschulewski Ottilie, geb. Borutta, geboren 01.07.1900
Lumma Marie, geb. Gusek, geboren 16.04.1903
Stumm Ida, geb. Samek, geboren 13.04.1910
Kruska August, Ehemann v.Edith, geboren xx.xx.1910
   
   

Das nächste Rohmaner-Ulrichseer Orts-Treffen findet am Sonntag 26. Mai 1991 statt.
Wir versammeln uns wieder am gewohnten Ort: Im Saalbau Herne-Wanne, Wilhelmstraße 26.
> Einlass ca. 9:30 Uhr, offizieller Beginn ca. 11:00 Uhr. <<

Allen unseren Landsleuten wünschen wir zum Jahreswechsel viel Glück und Erfolg. Gottes Segen, seine Bewahrung und seinen Schutz an jeden Tag im neuen Jahr und die Erfahrung, daß er mit uns geht.

Wir werden auch weiterhin zur Adventszeit unseren Rundbrief verschicken, damit auch diejenigen, die an unserem Treffen nicht mehr teilnehmen können, über die Dorfgemeinschaft Rohmanen-Ulrichsee informiert sind.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit möglichst a l l e n Rohmanern und Ulrichseern und grüßen in heimatlicher Verbundenheit:
   
Edith Ickert, (geb. Opretzka)        und Andreas Kossert(Enkel von Otto und Erna Biella, geb. Kruska)


Tannengirlande


   
   

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