Eine Erinnerung an die alte Heimat
Rohmanen, ist eines der ältesten Dörfer im Kreis Ortelsburg.
Das Dorf wurde im Jahr 1391 zum erstenmal in einer Urkunde genannt. Komtur Konrad, Graf von Kyburg (Mitglied des Ritterordens),
übergab seinem ,,Untergebenen Peter Mirowitz" ein Stück Land, welches 45 Hufen groß war. Dieser sollte das Land mit Bauern besiedeln,
er selbst erhielt das Amt des Dorfschulzen.
Die Ansiedlung der Bauern in Rohmanen scheint aber nur sehr langsam vorgegangen zu sein,
denn viele der 45 Hufen werden in den darauffolgenden Jahrhunderten noch als ,,wüst" bezeichnet, so im Jahr 1717 sogar 35 Hufen.
ln der Mitte des 18. Jahrhunderts siedelten sich 23 Bauern in Rohmanen neu an. Seit diesem Zeitpunkt ging es mit dem Dorf spürbar aufwärts.
Soviel zur Geschichte des Dorfes.
Rohmanen besaß eine Schule seit der Regierungszeit Friedrich Wilhelms l. Die Schule wurde
meistens von zwei Lehrern verwaltet. Bekannt sind noch die Lehrer Skierlo, Müller, Hundsdörfer, Block, Alfred Dorka, Gallbach, Aron, Charzinski
und der letzte Lehrer Jobski. Um 1920 war die Schule so überfüllt, daß bei Bauer Raatz ein Raum als Schulklasse gemietet werden mußte, damit der Raumnot entgegengesetzt werden konnte. lm Dorf gab es fünf gewerbliche Betriebe: Stellmacher Ornowski, Schneider Baran, Ofensetzer Opretzka,
Schmiede Bednarz und Lebensmittelgeschäft und Gaststätte Trzaska, letztere unterhielten gleichzeitig auch die Poststelle.
Die Bürgermeister des Dorfes waren soweit bekannt: Michael Biella, Friedrich Biella, Adam Deptolla,
Wilhelm Pilath, Michael Rogalla, Michel Kownatzki und der letzte Bürgermeister Adam Glitza. An Vereinen gab es im Dorf einen Kleinkaliber-Schützenverein,
Sportverein, Freiwillige Feuerwehr (Spritzenhaus gegenüber Trzaska) und eine nicht eingetragene Gesangsgruppe, außerdem bestand in Rohmanen seit 1921 eine Meliorationsgesellschaft.
Der Mittelpunkt des Dorfes war der ca. 30 Morgen große Dorfteich. Im Winter wurde er von den
Kindern zum Schlittschuhlaufen genutzt. Es passierte einmal, daß 12 Kinder einbrachen und nur durch Hilfe eines Mannes gerettet werden
konnten. Auch wurden im Dorfteich für das Vieh im Winter Wuhnen(Eislöcher) geschlagen.
Die Volksabstimmung am 11. Juli 1920 war ein großer Tag für das ganze Dorf. Es gab eine
Heimatgruppe, die die Organisation der Abstimmung übernahm. Das Dorf war festlich mit Girlanden geschmückt. Alles strömte zur Schule, wo gewählt wurde.
Das Ergebnis war: 408 Stimmen für Deutschland und keine für Polen.
Kirchlich gehörte Rohmanen schon immer zur Pfarrgemeinde Ortelsburg. Nach
Ortelsburg richtete sich auch sonst alles, wenn etwas Geschäftliches zu erledigen war, oder Einkäufe erledigt werden mußten. Ortelsburg lag fünf Kilometer
von Rohmanen entfernt.
ln Rohmanen wurden die alten überlieferten Bräuche noch lange bewahrt. Auf dem Schulberg unweit
der Schule wurde jedes Jahr Ende Juni ein Johannisfeuer abgebrannt, gleichzeitig wurde es auch Sonnenwendfeier genannt. Es wurde
ein großes Feuer entzündet und die Dorfbevölkerung, die fast immer vollständig versammelt war, sang Lieder. Der Lehrer hielt eine Ansprache.
Von der Jugend wurde Stroh auf alte Wagenräder gebunden, dieses wurde dann entzündet und den Hügel hinabgerollt. Wenn der letzte Roggen auf dem
Feld gemäht war, überreichten die Mäher dem Bauern einen Plon, eine Erntekrone.
Am 1. Ostertag lauerten die Mädchen den Jungen im ganzen Dorf auf und bespritzten sie mit Wasser.
Am 2. Feiertag war es dann genau anders herum, die Jungen spritzten die Mädchen naß. Das war immer ein großes Vergnügen. Die Hochzeiten
wurden im Dorf meistens drei Tage lang gefeiert. Es wurden Schweine und Geflügel geschlachtet. Auch die Hochzeiten waren immer ein
großes Ereignis im dörflichen Leben.
Auf Beerdigungen wurde meist viel getrunken, man sagte, ,,daß altes Leder versoffen werden" müsse.
Der Friedhof lag ca. 1 Kilometer außerhalb des Dorfes an der Straße in Richtung Ortelsburg. An dieser Straße befand sich auch der Heldenfriedhof,
wo die deutschen und russischen Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges in und um Rohmanen gefallen sind, begraben wurden.
ln der Nähe des Dorfes gab es den Rohmanek-See, der sicher den meisten Rohmanern noch in
Erinnerung sein wird. Dort badeten die Dorfkinder, und die Bauern gingen zum Teil mit den Pferden in den See. So hatten an heißen Sommertagen
Mensch und Tier eine nasse Erfrischung.
Hoffentlich wird beim Lesen dieser Zeilen, bei manchem alten Rohmaner eine Erinnerung wach, die er
auch mal niederschreibt, damit für die Nachwelt etwas aus dem schönen Dorf im Kreis Ortelsburg erhalten bleibt.
Ein Beitrag von Andreas Kossert (unter Mithilfe seines Großvaters Otto Biella)
>> Quelle: Ortelsburger Hematbote 1986, Seiten 83 -87 <<